KFD Alsweiler
Seit den Gründungstagen, als Frauen im öffentlichen (und kirchlichen!) Leben von den Männern belächelt oder misstrauisch beargwöhnt wurden, hat sich viel verändert, nicht nur der Name. Katholische Frauengemeinschaft – das sind heute Frauen in unterschiedlichen Lebensphasen und Lebenssituationen. Alleinstehende sind genauso willkommen wie Verheiratete, Berufstätige genauso wie Hausfrauen, junge Frauen genauso wie Frauen mitten im Leben oder Ältere.
Unsere Frauen sitzen in den Gremien des Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrates, wirken mit als Lektorinnen, Kommunionhelferinnen, im Krankenbesuchsdienst, bei der Krankenkommunion.
Wir gestalten selbstständig den Gottesdienst am Weltgebetstag, halten Betstunden am Gründonnerstag, am Tag des Ewigen Gebetes und bei Sterbefällen (Totengebet). Wir wirken mit bei vielen kirchlichen und kommunalen Veranstaltungen, vom Dorf- oder Pfarrfest bis hin zum Frühstück im Hiwwelhaus nach den Früh-und Roratemessen.
Auch auf Dekanatsebene arbeiten Frauen eng zusammen. Erwähnt sei neben den Treffen und Versammlungen der Frauentag in der Wendelswoche, die Lichterprozession in Marpingen und der Einkehrtag „Wellness für die Seele“ im Missionshaus.
Mit den Frauen in aller Welt fühlen wir uns verbunden durch den jährlichen Weltgebetstag. Durch informiertes Beten und vom Gebet durchdrungenes Handeln zeigen wir uns solidarisch mit den Problemen der Frauen in den verschiedensten Ländern der Erde, die in dieser konkreten Hilfe ein Zeichen der Hoffnung sehen, das ihnen Mut macht, selbst den Weg zur Verbesserung ihrer Lebenssituation zu suchen und zu gehen.
Die Kath. Frauengemeinschaft unterstützt finanziell die Pfarrgemeinde, sowie die caritativen Anliegen der Weltkirche. Das internationale Engagement reicht rund um den Globus von Indien (Geburtshilfestation Pirrappu) bis Südamerika (Straßenkinderprojekt in Chile, geleitet von dem aus Pirmasens stammenden Bruder Paul Oden).
Dass bei alledem Spaß und Freude nicht zu kurz kommen, zeigt zum einen der Elisabethentag, unser „Namenstag“ quasi, denn die junge Landgräfin von Thüringen, der die sozialen Fragen ihrer Zeit auf den Nägeln brannten und die mit allen ihr zur Verfügung stehen Mitteln – oft auch auf sehr unkonventionelle Weise – und gegen den Widerstand der herrschenden Oberschicht Abhilfe zu schaffen versuchte, ist unsere Schutzheilige. Und wie bei jedem Namenstag wird tüchtig gefeiert, gelacht und gesungen. Zum zweiten ist das – über die Grenzen von Alsweiler hinaus bekannte – „Närrische Frauenfrühstück“ zu nennen. Vor meist ausverkauftem Haus zeigen die Alsweiler Frauen, was sie humortechnisch „auf dem Kasten“ haben.
Glaube und Lebensfreude schließen sich also keineswegs aus, sondern das eine ist ohne das andere nur halb so schön. Das zeigen auch immer wieder unsere Wallfahrten, die Gemeinschaft hautnah erleben lassen.
Kinder-Küche-Kirche - dies einst den Frauen überlassenen Nischen haben wir kräftig ausgeweitet: Kunst, Krieg, Kapital, Kultur, Karriere, Karneval, Konsum, Kommunikation – viele neue K’s sind bei uns ein Thema. Wir sprechen über die Zukunft der Frau, über ihre Stellung in Kirche und Gesellschaft, wir mischen uns ein, wenn es um die Belange von Frauen geht (Beispiel „Mütterrente“), wir wehren uns gegen jegliche Form von Gewalt und Bevormundung. Wir sind – auch wenn wir mal Kaffee trinken – schon lange kein Kaffeekränzchen-Verein mehr!
Zuhören, reden, arbeiten, beten feiern – kfd heute!
Wäre das nicht auch etwas für Sie?
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts vollzog sich ein tiefgreifender Wandel im Rollenverständnis der Frau in Familie und Gesellschaft. Die Kirche antwortete darauf mit einer Intensivierung der Frauenseelsorge und der Bildungsarbeit für Frauen. In den Pfarrgemeinden entstanden Jungfrauen – und später Müttervereine.
Die Jungfrauen-Vereinigungen (Marienverein)
Die Aufnahme der Mädchen erfolgte meistens nach der Schulentlassung, eine Altersgrenze gab es nicht, weil der Status einer „Jungfrau“ seit Bestehen der Kongregation an das Unverheiratetsein der Frau gekoppelt war. Der „Marienverein“ stand in der öffentlichen Meinung der Pfarrei allgemein in gutem Ansehen und es galt als eine Ehre, Mitglied zu sein. Im Mittelpunkt der Vereinsarbeit stand die Vorbereitung auf Ehe und Familie, wie z.B. die hauswirtschaftliche Bildung, Nähkurse und Handarbeitsgruppen, in denen man auch für die Pfarrei und die Missionen arbeitete. Musik, Gesang und Laienspiel wurde gepflegt.
In Alsweiler existierte seit 1912 ein Marienverein. Besonders aktiv im Vorstand waren u.a. „Schwengel Käth, Franze Roos und Spôhns Christin“ (Katharina Neis, Rosa Ohlmann und Christine Böffel). Franze Roos, die zeitlebens eine schwere Beinbehinderung hatte und nie ohne Stock oder Krücke gehen konnte, war trotzdem immer freundlich und sehr engagiert. 35 Jahre lang führte sie den „Kindheit-Jesu-Verein“ in Alsweiler. Viele Jahre war sie im Vorstand des Marienvereins, wo sie mit den Mädchen Theaterstücke einübte und feine Paramentenstickereien ausführte, u.a. fertigte sie auch die Vereinsfahne, die heute noch existiert.
„Spôhns Christinn“ ist noch vielen als langjährige Küsterin bekannt. Sie kümmerte sich bis zu ihrer Pensionierung um alles, was mit Kirche und Sakristei zu tun hatte. Sowohl sie, wie auch „Schwengel Käth“ und „Franze Roos“ blieben zeitlebens unverheiratet, also ihrem Jungfrauen-Status treu.
Die Zusammenkünfte des Marienvereins wurden im „Sälchen“ im alten Pfarrhaus abgehalten. Theaterstücke, die sich großer Beliebtheit erfreuten, hatten ihre Premiere meist in „Morsche Saal“. Präses war der jeweilige Pfarrer, zuerst Pastor Vogt, dann Pastor Thommes und zum Schluss Pastor Wöllert. Einmal im Monat, meist nach der Andacht am Sonntagnachmittag (im Wechsel mit dem „Jünglingsverein“) hielt der Pastor eine Ansprache über die Pflichten einer christlichen Jungfrau. Das äußere Zeichen der Mitgliedschaft, die Medaille am himmelblauen Band, wurde – quasi als Zeichen der Jungfräulichkeit – bei der Hochzeit am Brautkleid getragen.
Nach dem 2. Weltkrieg erlebte der Marienverein keine neue Blüte mehr. Für Jugendliche – Mädchen und Jungen- übernahm der neugegründete Bund der Deutschen Katholischen Jugend in Zukunft diese Aufgabe.
Der Weg vom Frauen- und Mütterverein zur Kath. Frauengemeinschaft (kfd)
Ende der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts beginnt der Gedanke, verheiratete Frauen in einem eigenen Verein zusammenzufassen, sich auch in unsrer Pfarrei zu etablieren.
1928 macht der damalige Pfarrer von Alsweiler, Karl Thommes, „Nägel mit Köpfen“, er gründet einen „Mütterverein“. Dies bestätigt Domkapitular Fuchs aus Trier in einem Schreiben vom 24. Dezember 1928. Die bischöfliche Genehmigung mit in lateinischer Sprache verfasster Gründungsurkunde trifft Anfang Juni 1929 in Alsweiler ein.
Ob der Verein damals schon einen regulären Vorstand hatte und wer die Mitglieder waren, lässt sich nicht mehr in Erfahrung bringen. Der erste Name, der gesichert auftaucht, ist Katharina Gessner (Dicke Käth). Sie wird 1935 von Pastor Robert Wöllert zur Vorsitzenden ernannt.
Unter der NS-Diktatur und dem folgenden 2. Weltkrieg können sich die Aktivitäten des jungen Müttervereins kaum entfalten. Das Leben ist zunehmend mit Sorgen erfüllt. Die Frauen kommen zusammen, um gemeinsam zu beten und um die Angst um ihre Männer im Feld und um ihre Kinder nicht alleine tragen zu müssen.
Auch in den ersten Jahren nach Kriegsende ist den Frauen nicht nach Geselligkeit zumute; die meiste Sorge gilt immer noch dem Überleben. Die Beschaffung von Nahrungsmitteln und einfachen Dingen des täglichen Bedarfs nimmt die ganze Kraft und die meiste Zeit des Tages in Anspruch. Für Vereinsaktivitäten bleiben so gut wie keine Zeit und wenig Interesse übrig.
Erst als es auch wirtschaftlich besser geht, kann man an derartige Unternehmungen wieder denken. Am 1. Januar des Marianischen Jahres 1954 wird der „Katholische Frauen- u. Mütterverein Alsweiler“ neu gegründet. Der Monatsbeitrag beträgt 10 Franc.
Gleich im ersten Jahr sind 418 Mitglieder verzeichnet. Präses ist Pastor Robert Franz Wöllert. Unter ihm finden jetzt auch regelmäßig Wallfahrten und Tagesfahrten statt.
1959 löst Eleonore Trost Maria Brill als Vorsitzende ab. „Millersch Elnore“, wie sie im Dorf heißt, hat dieses Amt 22 Jahre lang inne. Nachdem Pastor Wöllert ein Jahr zuvor aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederlegen musste, übernimmt Pastor Paul Ballinmg 1963 die Pfarrei St. Mauritius. Unter ihm als Präses trifft sich der „Mütterverein“ erstmals zu geselligen Nachmittagen, damals noch in der Turnhalle der Kath. Volksschule Alsweiler. Bei diesen, meist im Sommer (Annatag) stattfindenden Treffen, werden zur Unterhaltung neben Kaffee und Kuchen auch Sketche und kleine Theaterstücke dargeboten.
Ein richtiges Programm wird es erst, als die Pfarrgemeinde ein eigenes Gebäude in der Brunnenstraße errichtet, das mit einem großen Saal und einer Bühne ausgestattet ist. Jetzt wagt man sich sogar an Abendveranstaltungen. Die „Frauenfastnacht“ ist in den 70/80er Jahren der große Publikumsmagnet. 450 Besucher und mehr sind keine Seltenheit! Um einen guten Platz zu ergattern, machen sich manche Frauen schon zwei, drei Stunden vor Beginn des Programms auf den Weg. Neben Vorträgen, Sketchen und Schautänzen gehört zu den Höhepunkten des Programms der Auftritt der „Birkenstraß‘ner Frauen“ (unter der Regie von Adelheid Neis) und das große musikalische Finale, gestaltet von den Frauen des Kirchenchores.
1981 scheidet die allseits beliebte Vorsitzende Eleonore Trost nach einer schweren Erkrankung aus dem Amt. In Anerkennung ihrer Verdienste wird ihr der Titel einer Ehrenvorsitzenden verliehen. Ihre Stelle übernimmt in den folgenden vier Jahren Rosemarie Schmidt, sie wird 1982 von Pastor Paul Balling ernannt. 1986 kandidiert sie aus zeitlichen Gründen nicht wieder, bleibt aber Leiterin der Handarbeitsgruppe und Sprecherin des Vereins, sowie Moderatorin bei öffentlichen Veranstaltungen.
Von 1986-1988 bleibt die Position der 1. Vorsitzenden unbesetzt. 1988 übernimmt Therese Schober dieses Amt. Sie wird von Pfarrer Leo Schorr, der nach der Pensionierung von Paul Balling neuer Pastor in Alsweiler ist, ernannt und bleibt 12 Jahre lang „Chefin“ der Alsweiler Frauen.
Ihre Nachfolge übernimmt 2001 ihre bisherige Stellvertreterin Hedi Kerber. In deren Amtszeit fallen Neuerungen wie die Einführung des „Hiwwelhaus-Frühstücks“ nach den Frühmessen in der Advents- und Fastenzeit und des Närrischen Frauenfrühstücks. Sie war auch die Initiatorin der „Kirchebänkeljesbezugsaktion“ (Polsterung der Kniebänke in der Kirche), für die alle Kirchenbesucher heute dankbar sind.
Sowohl Therese Schober wie auch Hedi Kerber wurden zu Ehrenvorsitzenden der kfd Alsweiler ernannt.
Die Alsweiler Kirche besitzt ein Kriegerdenkmal, dessen Überdachung im ursprünglichen Zustand auf zwei Pfeilern ruhte, an deren Außenseite je eine Figur angebracht war, die Krieg und Frieden symbolisierten: der Erzengel Michael und die hl. Elisabeth von Thüringen.
Im Laufe der Zeit wurde das Denkmal mehrmals umgestaltet und die Statuen fristeten seit Mitte des 20. Jahrhunderts ein Dasein in der „Abstellkammer“ bis...
die Kath. Frauengemeinschaft Alsweiler anlässlich des 800. Geburtstages der heiligen Elisabeth beschloss, dem Schattendasein der lange vergessenen Figur ein Ende zu machen und sie von dem fachkundigen Restaurator Wolfgang König restaurieren zu lassen.
Pünktlich zum Elisabethentag 2007 erstrahlte unsere Elisabeth wieder in neuem Glanz. Die Sandsteinfigur mit den bezaubernd zarten Gesichtszügen erhielt einen festen Platz in unserer Kirche und erinnert seither die Menschen beim Verlassen des Gotteshauses daran, dass sie eine Verantwortung für ihre Mitmenschen draußen in der Welt haben. Solidarität, wie Elisabeth sie praktiziert hat, fordert über Jahrhunderte hinweg zur Nachahmung auf!
Seit März 2007 steht Monika Lambert an der Spitze der Alsweiler kfd-Frauen. Ihr Bemühen, wieder mehr neue Mitglieder für unsere Gemeinschaft zu gewinnen, trägt bereits Früchte. Auch konnten in letzter Zeit Frauen, die aus dem Arbeitsleben ausschieden, für die aktive Mitarbeit in der kfd gewonnen werden. Dies ist notwendig, denn der altersbedingte Mitgliederschwund bereitet uns – wie fast allen Vereinen, doch Sorgen.
Die Kath. Frauengemeinschaft Alsweiler zählt z.Zt. ca. 450 Mitglieder.
Zehn Kernsätze beschreiben das Selbstverständnis unseres Verbandes:
- kfd - als katholischer Frauenverband eine kraftvolle Gemeinschaft.
- kfd - eine starke Partnerin in Kirche und Gesellschaft.
- kfd - ein Frauenort in der Kirche, offen für Suchende und Fragende.
- Wir machen die bewegende Kraft des Glaubens erlebbar.
- Wir setzen uns ein für die gerechte Teilhabe von Frauen in der Kirche.
- Wir schaffen Raum, Begabungen zu entdecken und weiterzuentwickeln.
- Wir stärken Frauen in ihrer Einzigartigkeit und in ihren jeweiligen Lebenssituationen.
- Wir engagieren uns für gerechte, gewaltfreie und nachhaltige Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Einen Welt.
- Wir handeln ökumenisch und lernen mit Frauen anderer Religionen.
- Wir fördern das Miteinander der Generationen.